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Lehmann, Berend
"Klein Venedig" Bakenstraße Im Stadtplan anzeigen |
Berend Lehmann, auch Issachar Berman Halevy, geboren 1661 in Essen, gestorben 1730 in Halberstadt war wohl der bekannteste und einflußreichste jüdische Bewohner Halberstadts, welcher der Stadt durch die von ihm gegründete Tora/Talmud-Hochschule, durch Planung und Finanzierung der neuen Synagoge in der Bakenstraße und seine soziale Fürsorge Anziehungs- und Strahlkraft verlieh. Wenige Jahre nach seinem Tode waren über zehn Prozent der Halberstädter Einwohner jüdisch und damit die Stadt die judenreichste Preußens. Dies ist wahrscheinlich neben der judenfreundlichen Ansiedlungspolitik des Großen Kurfürsten dem Ruf und der Persönlichkeit Berend Lehmanns zu verdanken.
Als 27jähriger wird er auf einer Liste der jüdischen Einwohner Halberstadts aktenkundig. Er ist in erster Ehe verheiratet mit Miriam, geb. Joel, Tochter des bakannten rabbinischen Gelehrten Jehuda Joel.
1690 hat er einen eigenen Schutzbrief.
Dank seiner Erfolge als Kaufmann, wohl vorwiegend auf der Leipziger Messe, wird er überregional bekannt. 1694 wird er Münzagent für den brandenburgischen Staat, im selben Jahr auch Hoffaktor für den Berliner Kurfürsten Friedrich III., und ist ab 1695 auch für den Dresdner Hof tätig. 1697 setzt ihn der sächsische Kurfürst August der Starke als Kreditbeschaffer ein, um die enormen Kosten für den Erwerb der polnischen Königskrone zu finanzieren.
Nachdem dies gelungen ist, ernennt ihn der neue König von Polen 1697 zum "Königlich Polnischen und kurfürstlich sächsischen Residenten im Niedersächsischem Kreise" mit Sitz in Halberstadt. Hier wird er einer von drei Vorstehern der jüdischen Gemeinde und zahlt das Schutzgeld für viele arme Halberstädter Juden. Er läßt auf eigene Kosten 2000 Exemplare einer 12bändigen Talmud-Neuausgabe drucken und verschenkt einen beträchtlichen Teil der Auflage an jüdische Gemeinden..
Nach dem Tode seiner Frau Miriam heiratet er eine reiche Rabbinertochter aus Frankfurt am Main und baut für sich, seine Familie und einen Geschäftshaushalt von etwa 30 Peronen gegen erheblichen städtischen Widerstand den Gebäudekomplex "Klein-Venedig"..
Auf sein Betreiben und mit Hilfe seiner Finanzierung wird die Große Synagoge gebaut und 1712 fertiggestellt, die unter anderem für ihre prächtige barocke Ausstattung weithin berühmt wird.
Seine letzten Lebensjahre werden von wirtschaftlichen und politisc hen Schwierigkeiten überschattet. 1927 meldet eine Berliner Zeitung Berend Lehmanns Zahlungsunfähigkeit.
Gekürzte Fassung eines Kurzlebenslaufes, verfaßt von dem Berend-Lehmann-Experten Berndt Strobach
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Zuletzt aktualisiert: 16.02.2010 - 17:02 |
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